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 Sakrale Musik des Mittelalters und der Gegenwart

Stephanie Haas: Gesang
Christoph Haas: Langhalslaute Tambura, Röhrenglocken, Rahmentrommeln, Percussion

 
 
"Stephanie und Christoph Haas ist etwas Besonderes gelungen. Mit ihrem Hildegard-Projekt halten sie gegen eine spekulative historische Aufführungspraxis dieser Musik. Und sie vermitteln uns so einen erstaunlich direkten Zugang zu dieser fernnahen Welt des 12. Jahrhunderts. Meditative und ätherische Klänge, die den Gehalt von Hildegards Texten in Töne malen - mit überraschender Reinheit und Schönheit."  (Gaby Beinhorn, SWR 2 Kultur)
 
Stephanie Haas entfaltet die ungewöhnliche Klarheit und Expressivität der Hildegard-Gesänge, die mit ihrem großen Tonumfang und ihren kühnen und unerwarteten Intervallsprüngen fast zeitgenössisch wirken. Sie treffen auf Instrumental-Kompositionen von Christoph Haas: Neue Musik für Langhalslaute und Percussion, die weit zurückgreift; Zeitgenössische Musik jenseits der Kategorien, in die ganz selbstverständlich die Erfahrungen einfließen, die der weitgereiste Musiker in Afrika, Lateinamerika und Indien sammelte. Dabei entlockt er seinen Instrumenten einen schier grenzenlosen Reichtum an Obertönen und Klangfarben, baut komplexe polyrhythmische Strukturen auf - ausgehend vom elementaren Pulsschlag des Menschen.
Sakrale Musik des Mittelalters und der Gegenwart: Das Musiker-Paar Stephanie und Christoph Haas spannt einen Bogen über 900 Jahre und erreicht damit "eine Synthese aus dem ganz alten und dem ganz neuen."   (Bernd Heiden).
 
"Ich habe noch nie eine Sängerin gehört, die so nach innen singen kann - die jedem Vokal verschiedene Klangfarben verleiht und ihn dann wieder beseelt ausstrahlen kann. Ihr Atem trägt ihre warmen Töne wie einen zarten Strom in den Raum, und es scheint, als könne sie diesen Strom wieder zurückholen. Man kann sich dieser Musik hingeben wie einem Naturereignis."   (Elisabeth Schlotterbeck)
 
Stephanie Haas ist eine der großen Sängerinnen mittelalterlicher Musik in Europa. Ihre Gestaltung der Hildegard-Gesänge schöpft aus einem intensiven Studium der handschriftlichen Quellen und dem Aufspüren der textbezogenen Melodie-Phrasierungen. Sie gibt dem Gesang Raum und Zeit und erreicht damit eine ungewöhnliche Ruhe und Eindringlichkeit, in der Wort und Musik sich zu großer Ausdruckskraft vereinen. Die Sängerin steht in intensivem Austausch mit zeitgenössischen Komponisten und sang mehrere Uraufführungen, darunter "Aus den Visionen der Hildegard von Bingen" von Sofia Gubaidulina.

Christoph Haas geht einen eigenständigen Weg meditativ-experimenteller Musik. In Westafrika, Lateinamerika und Südindien studierte er die großen Rhythmuskulturen der Welt. Als Grenzgänger zwischen den Musikkulturen schlägt er Brücken zwischen Orient und Okzident, zwischen Alter und Neuer Musik. Seine Musik zeichnet sich aus durch vielschichtige Polyrhythmik in oft ungeraden Metren und differenzierten Umgang mit Klangfarben und Obertönen. Kompositionen für Percussion solo und Percussion-Ensemble, Kammermusik und Glocken-Konzerte.

Stephanie und Christoph Haas geben Konzerte in romanischen und gotischen Kirchen (u. a. Ulmer Münster, Aachener Dom, St. Michael Hildesheim, Hirsau, Gernrode, Goslar, Halberstadt, Chur, St. Georg/Reichenau). Bereits zum dritten Mal ist das Stuttgarter Duo zum "Hildegard-Herbst" nach Bingen eingeladen; und erstmals werden sie in der berühmten Kathedrale von Chartres musizieren.

Zahlreiche CD-Veröffentlichungen dokumentieren die außergewöhnliche spirituelle Musik des Duos Stephanie und Christoph Haas. Ihre DVD "Diapason - Das San Bernardino Projekt" wurde soeben für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert.
 
Seit Frühjahr 2005 gibt es eine neue CD von Stephanie und Christoph Haas mit Gesängen der Hildegard von Bingen und Instrumentalmusik von Christoph Haas.
 
 

Programme:

La musica invento al silencio
Kompositionen von Hildegard von Bingen (1098-1178), Sofia Gubaidulina (*1931),
Christoph Haas (*1953), Konrad Lechner (1911-1989), Tomás Luzian (1944-1996)

Hörbeispiele

 

Stimme spürt Schlagzeug
     Über neun Jahrhunderte spannt sich der Bogen der Werke, die Stephanie (Stimme) und Christoph Haas (Percussion) für die Platte "La música inventa al silencio" ausgewählt haben. Der Titel entstammt einem Gedicht von Octavio Paz. Musik heißt es dort, erstrecke sich in die Stille hinein wie Architektur in den Raum. Stille sei der Raum der Musik. Meditative Ruhe ist die Grundstimmung dieser Aufnahmen.
     Mit wundervoll leicht geführter Stimme spürt Stephanie Haas den Facetten der Vokalstücke nach. Sofia Gubaidulinas "Aus  den Visionen der Hildegard von Bingen" (1994) korrespondiert mit Hildegard von Bingens eigenem Lob des feurigen Geistes "De Spiritu Sancto - o ignee Spiritus". Im Zentrum stehen Tomás Luzians "Elegie" (1996) auf einen Text von Walther von der Vogelweide und Konrad Lechners "In Die Paschae" (1975). Die herbe Schönheit und die schwermütige Elastizität der expressiven Gesangslinien verweisen dezent auch auf die Tangoerfahrung des 1944 in Argentinien geborenen, vor vier Jahren in seiner deutschen Wahlheimat verstorbenen Luzian.
     Kontrastiert werden diese Vokalwerke durch vier sensibel gestaltete, bei aller Sorgfalt im Aufbau improvisatorisch wirkende Percussiontableaus von Christoph Haas. Mit Gong, Gungroos, Rahmentrommeln, Tambura und anderen Schlaginstrumenten werden hier ganz unterschiedliche, subtil entwickelte Klangwelten beschworen.

Werner Müller-Grimmel (FAZ  8. 12. 2000)

 

     „Musikalische Strukturen, die durchsichtig werden für die Paradoxe der Stille, die hinter der musikalischen Oberfläche allzu leicht verschwindet. Denn Stille ist eben nicht nur das Nichts zwischen zwei Tönen, ist nicht nur Abwesenheit. Stille ist ein Raum, aus dem Töne herauf-klingen in die Hörbarkeit, in den sie wieder versinken und der in diesen Strukturen immer wieder mitklingt. Bei den Gesängen der Hildegard von Bingen kommunizierten Raum, Licht und Klang auf einzigartige Weise. Lied und Kirche entstammen derselben Zeit, demselben Geist, derselben Frömmigkeit. Die homophonen Bögen der Gregorianik schmiegen sich genau in die ebenmäßigen Bögen der Kirchenschiffe, und die klaren Maße der Architektur passen dem Klang wie ein maßgeschneidertes Gewand. Stephanie Haas zog diese Bögen mit dem richtigen Verhältnis von Schlichtheit und gesanglicher Formung, so daß auch hier die hörbare Struktur transparent wurde für das Dahinter: mittelalterlich-mystisch gedacht die große Leere, die zugleich die Fülle Gottes ist. Musikalisch gedacht aber: die Stille. Und beides in eins gedacht: Stille, das ist eine zarte Fülle.“

Mario Limbach (Böblinger Zeitung)

 

Geist und Genuß als Einheit
    
Minimaler Aufwand, maximale Wirkung: Eine Aura voller Mystik und Magie entfalteten Stephanie und Christoph Haas in der Sindelfinger Martinskirche. Entrückt-verzückte Gesänge der Hildegard von Bingen wurden durch wenige archaische Instrumente mit zeitgenössischen Vokalkompositionen verknüpft.
     Statt der Kirchenglocken signalisierte ein Gong im Kircheninnern den Auftakt zu "Musik erfindet Stille" mit dem Ehepaar Haas - sie klassisch ausgebildete Sängerin, er Schlagwerker, geschult an Klängen, Instrumenten und Rhythmen des halben Globus. Es ist denn auch das Flair von fernen Welten, eines anderen Denkens, das die beiden im Gotteshaus verbreiten. Was Christoph Haas auch anfaßt, sei's eine Trommel, ein Gong oder eine indische Laute, immer schlüpft die Seele des Instruments in eine bisher unbekannte Gestalt. In Mythen ist es möglich, in Haas' Musik wird es wirklich: die Wandelbarkeit der Wesen. Stephanie Haas schafft in ihrem Programm eine Synthese aus dem ganz alten und dem ganz neuen. Immer weiter schraubt sie sich in die Höhe, um danach umso tiefer zu stürzen - immer größer klafft die Kluft in Sofia Gubaidulinas Solostück nach den Visionen der Hildegard von Bingen aus dem Jahre 1994. Alte liturgische Gesangsästhetik wird unterlaufen von modernen Fragmentierungsstrategien in Konrad Lechners Psalm (1975). Als Hohepriesterin der Mystik entpuppt sich Stephanie Haas mit "De Spiritu sancto - O ignee Spiritus" der Hildegard von Bingen. Vom Feuer des göttlichen Erlebnisses zeugt dieses Werk, beschwört die Einheit von Geist und Genuß. Bleiben noch Fragen nach der Existenz dieser Einheit? Das Konzert des Musikerpaars Haas hat die Antwort geliefert.

Bernd Heiden (Sindelfinger Zeitung, 30. 3. 1999)

 

"Christoph Haas, hier gleichermaßen Komponist und Interpret, führt in eine Klangwelt von ungeahnter Weite. Höchst diffizil macht er das reiche Obertonspektrum seiner Instrumente hörbar und läßt ein zutiefst ineinander verwobenes Geflecht von Melodien und Rhythmen entstehen, die entspannte Ruhe und wache Aufmerksamkeit zugleich bei den Zuhörenden evozieren."

Dr. Barbara Stühlmeyer, Musikwissenschaftlerin (Hof)

 

Lilium
Gesänge der Hildegard von Bingen und Instrumentalmusik von Christoph Haas

Hörbeispiele

 

„Reinste a-capella-Kultur, vollendete Legato-Stimmführung auf langem Atem. Einerseits gelingt den Interpreten auf Grund intensiver Hildegard-Forschung größtmögliche Authentizität, andererseits versteht es Christoph Haas, übliche Hörgewohnheiten zu erweitern. Ob die Klänge sphärisch aus einem durch die Luft geschwungen Airtube klingen oder von verschiedenen Rahmentrommeln und der indischen Tambura pulsieren, Christoph Haas beherrscht die Weltsprache des Rhythmus. Seine Kreativität schlägt Brücken zwischen den Kulturen des Orients und des Okzidents, zwischen Neuer Musik und der des Mittelalters - faszinierend und außergewöhnlich: Meditativ-magische Horizonte tun sich auf."

Christa Kanand (Ulmer Zeitung)

 

„Die innere Ruhe, die diese Musik nicht nur ausstrahlt, sondern im Hörer auszulösen vermag, ist eine seltene Qualität. Die Stimme wird zur wahren Vermittlerin dessen, was beim (Vor-) Lesen von Dichtung nicht gänzlich spürbar wäre: über-, aber nicht unpersönlich. Etwas ganz Besonderes, von dem ich mir wünsche, dass es viele Menschen erreicht und bezaubert. Das habe ich mir lange im Rahmen des Austauschs der Kulturen gewünscht!“

Ludwig Pesch, Musikethnologe (Amsterdam)

 

„Der Sängerin Stephanie Haas gelingt es, die musikalische Spannung vom Wortakzent und der dichterischen Eigenart des jeweiligen Textes abzuleiten. sie gibt dem Gesang Raum und Zeit: eine ungewöhnliche Ruhe und Eindringlichkeit ist dieser Hildegard-Interpretation zu eigen.“

Martin Erdmann („Gutes aus Klöstern“)

 

Stella Maris
Gesänge der Hildegard von Bingen und Instrumentalmusik von Christoph Haas
Stephanie Haas: Gesang
Christoph Haas: Langhalslaute, Röhrenglocken, Percussion

Ein Gesang der Hildegard von Bingen an Maria, die hier als besungen wird als der Meeresstern, der in Sturm und Finsternis Wegweiser ist und Licht, gibt dem Programm seinen Titel: "Stella Maris". Im Zentrum steht Hildegards kühnste Komposition: "O vos Angeli" - der große Gesang an die Engel. Hier schwingt sich die Stimme aus tiefster Tiefe in höchste Höhen empor: Widerhall der himmlischen Sphären und Sehnsucht nach kosmischer Harmonie.

 

Sternenlicht
Kompositionen von Aribert Reimann (*1936), Hildegard von Bingen (1098-1178),
Christoph Haas (*1953)

 

„Sie ist nicht nur eine überragende Sängerin mit klarer, von messerscharf bis hauchzart reichender Stimme, oft in blitzschnellen Wechseln, mit perfekter Technik und absoluter Sicherheit der Intonation auch bei kritischsten Intervallsprüngen – sie ist auch eine berufene Gestalterin, die Grenzen zwischen Sprache und Musik, zwischen Wort und Laut aufhebt in einem beseelten und prägnanten Ausdruck. Sie ist die Stimme der modernen Musik: Intelligent, wandlungsfähig, frei.
Großartig und so schnell nicht zu vergessen: Ihre Solo-Wiedergabe des Zyklus „Eingedunkelt“ von Aribert Reimann nach Gedichten Paul Celans. Da stand sie mutterseelenallein in dem großen Raum im Untergeschoß der Städtischen Galerie, den sie akustisch in allen Nuancen beherrscht, und sang diese gebrochenen, verwundeten Lieder so eindringlich, so bebend und berührt und mit solcher Kraft und Tiefe des Ausdrucks und selbst in kleinsten melismatischen Figuren noch so erfüllt von Gebärde jedes Tons, daß man kaum zu atmen wagte angesichts solch vollendeten Gesangs. Reimanns gedankenvolle und auf feinste seelische Sprach-Schwingungen reagierende musikalische Poetik – hier, bei Stephanie Haas fand sie ihre höchste künstlerische und menschliche Vergegenwärtigung.“

Hans-Dieter Werner (Reutlinger Generalanzeiger 1. 3. 2002)

 

Hörbeispiele (mp3-Format):

Aus der CD "La musica inventa al silencio":

- Elegie (0:30 min, 245 kB)
- De Spiritu Sancto -  O ignee Spiritus    (0:43 min, 316 kB)

 

Aus der CD "Lilium":
- Alleluia   (1:19 min, 647 kB)
- O virga ac diadema   (1:05 min, 506 kB)
- O viridissimi virga   (0:33 min, 264 kB)
- Ave, generosa   (0:33 min, 265 kB)
- O gloriosissimi (1:55 min, 902 kB)

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Stephanie Haas, Stuttgart c.s.haas@t-online.de
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Zuletzt bearbeitet  - last  updatet: 21.03.2005